Mundart

Dialekt ist Diversität – Dialekt ist Identität. Insbesondere der Norden Baden-Württembergs zeichnet sich durch eine vielfältige Dialektlandschaft aus. Es gibt hier keinen wirklichen Oberbegriff, mit dem man diese heterogene Dialektlandschaft bezeichnen kann. Linguistisch betrachtet ist dieser Sprachraum fränkisch, doch bezeichnen die Mundartsprecher selbst ihren eigenen Dialekt nicht als fränkisch, sondern meist mit der Ortsbezeichnung. Man spricht hier also in Buchen „Buchemerisch“, in Mudau „Mudemerisch“, und so weiter. Dieser Vielfältigkeit und damit auch der individuellen Sprachidentität einen Raum zu bieten, ist Ziel des SprachRaums, dem virtuellen Sprachmuseum des Bezirksmuseums Buchen im Odenwald.

Wir sammeln Mundartbeispiel im Norden des Landes Baden-Württemberg und freuen uns über jede weitere Audiozusendung, die wir gerne auf unserer Sprachkarte einpflegen. Treten Sie mit uns in Kontakt und senden Sie uns eine Audiodatei von sich. Wir veröffentlichen Ihren gesprochenen (oder gesungenen) Text. Jedes weitere Mundartbeispiel macht unsere Seite wertvoller.

 

Gliederung der deutschen Dialekte

Betrachtet man den Sprachraum des Deutschen, dann kann man im Wesentlichen drei Großgebiete ausmachen, die sich wiederum in mehrere Dialekte unterteilen. Es ist im Norden der Bereich des Niederdeutschen, dann das Mitteldeutsche und im Süden das Oberdeutsche (vgl. Karte 1). Wie man sehen kann fällt das Gebiet um Buchen in den Oberdeutschen Sprachraum.

Entn. aus: Klausmann, Hubert: Kleiner Sprachatlas von Baden-Württemberg, Ubstadt-Weiher 2022. S. 14

Das Oberdeutsche Gebiet: Charakteristisch für das Oberdeutsche ist, dass hier die Sprecher zwischen dem 5. und dem 8./9. Jahrhundert die sogenannte 2. Lautverschiebung mitgemacht haben. Die Konsonanten p, t, k werden zu pf/ff, ts/ss und zu ch/kch. Im Englischen, das auch eine germanische Sprache ist, aber auch im Niederdeutschen lebt man am Water oder isst einen Appel oder apple. Im Oberdeutschen wurde aus dem t ein ss, also Wasser und aus dem pp wurde pf, Apfel. Im gesamten Oberdeutschen wurde die Lautverschiebung von p --> pf/ff und t --> ts/ss durchgeführt

Lediglich die Verschiebung k --> ch/kch fand nur im Alemannischen und Bairischen statt. Dort legt man ein Chind oder Kchind in die Wiege und kein Kind.

Das Mitteldeutsche Gebiet: Auch das niederdeutsche Gebiet hat an der zweiten Lautverschiebung teilgenommen, allerdings in deutlich geringerem Maße. Im Kölner Karneval wird Dat kölsche Hätz und nicht Das kölner Herz besungen, aber man singt auch un ich fuhr mem Rädche. Die Verschiebung t --> ss (dat) ist nicht erfolgt, die von k --> ch (ich) aber sehr wohl.

Das niederdeutsche Gebiet: Hier wurde die Lautverschiebung gar nicht durchgeführt. Man sagt Pund statt Pfund, Tied statt Zeit und icke statt ich. Icke Häßler ist also im Niederdeutschen aufgewachsen.

 

Der Dialekt in und um Buchen

In Baden-Württemberg gibt es im Wesentlichen zwei große Dialektfamilien. Im Süden das Alemannische, wobei das Schwäbische ebenfalls ein alemannischer Dialekt ist und im Norden das Fränkische. Wie angedeutet, hat das Alemannische die zweite Lautverschiebung komplett vollzogen, während das Fränkische als eine Übergangsdialektfamilie angesehen werden muss. Das Rheinfränkische, die Gegend um Mannheim, zählt in der Sprachwissenschaft sogar zu den Mitteldeutschen Dialekten.

Entn. aus: Klausmann, Hubert: Kleiner Sprachatlas von Baden-Württemberg, Ubstadt-Weiher 2022. S. 24

Dialektal wird Buchen und Umgebung meist dem Südfränkischen zugeschlagen, zum Teil aber auch dem Rheinfränkischen. Im Südfränkischen heißt der Satz Die Kinder halten die Äpfel fest Die Kinner halte die Äpfel fescht oder D‘Kinner halte d‘Äpfel fescht. In Mannheim, also im mitteldeutschen rheinfränkischen Gebiet, würde man D’Kinner halte(n) Äppel fescht sagen. Man würde also die Verschiebung pp-->pf nicht machen. Typisch für die Region ist ebenfalls, dass nach den Nasalen m und n auf die Plosivlaute p, t, k und b, d, g verzichtet wird. Deswegen sagt man Kinner und nicht Kinder. Zudem ist typisch für die Region, dass man eher weiche Laute verwendet, also Drakdor statt Traktor oder Düte/Dudde statt Tüte.

Charakteristisch speziell für den Raum Buchen ist die in- und auslautende Verwendung eines sch-Lautes statt eines s-Lautes. Man sagt Wiesche für Wiese und unsch für uns. Weitere Beispiele dafür sind: Hausch statt Haus, Housche statt Hose, Roosche statt Rose, Groosch statt Gras, Glaasch statt Glas und Worschd statt Wurst. Man sagt deswegen auch, Buchen befände sich auf der „Hauschinsel“.

Auch ist im Dialektraum um Buchen die für das Fränkische generell typische Umwandlung von g in den Reibelaut ch zu finden. Man sagt also rechern für regnen oder Schlaach/Schlooch für Schlag.