Die Römer im Bezirk
Schwerpunktmuseum zum geradlinigen Limesverlauf
Schwerpunktmuseum zum geradlinigen Limesverlauf
Zwischen den römischen Grenzen
Gegen Ende des ersten Jahrhunderts n. Chr. begannen die Römer damit, zwischen Rhein und Donau die Grenzen des Römischen Reichs zu befestigen. In unserem Raum orientierte sich die Grenzlinie an den Flussläufen von Main und Neckar und querte zunächst den Odenwald von Obernburg über Schloßau und Scheidental nach Neckarburken. Die Stauferstadt Bad Wimpfen stellte den Endpunkt dieser Grenzlinie dar. Um 160 n. Chr.wurde sie vorverlegt. Der Limes verlief nun von Miltenberg am Main über Walldürn, Osterburken und Welzheim nach Lorch. Bis heute konnte nicht geklärt werden, weswegen es zu dieser vergleichsweise geringfügigen Grenzkorrektur kam. Folge der Verlegung des Limes war allerdings, dass sich die Römer so die landwirtschaftlichen Gunsträume des Baulandes besser zu Nutze machen konnten.
Villa rustica am Limbacher Weg
Geographisch im Odenwald gelegen, durchbricht die Villa rustica am Limbacher Weg die Systematik römischer Siedlungen
auf den Muschelkalkböden. Unmittelbar am Übergang Muschelkalk haben sich Reste fruchtbarer Lösslehmflächen erhalten, die bereits in der Jungsteinzeit entdeckt wurden und nun auch von den Römern landwirtschaftlich genutzt werden konnten.
Gold und Ziegel
Als vor 150 Jahren in Buchen der Altertumsverein gegründet wird, steckt die archäologische Forschung noch in den Kinderschuhen. Bei Grabungen am Römerbad in Schloßau entdecken Mitglieder des Vereins eine Goldmünze und zahlreiche Ziegel. Sie alle tragen den Stempel der 22. Legion und wurden zum Bau des Römerbades verwendet.
Demonstration technischer Überlegenheit
Den Römern gelang mit der Absteckung der vorderen Grenzlinie ein bewundernswertes technisches Meisterwerk. Vom Kleinkastell Hönehaus erstreckt sich der Limes völlig geradlinig über mehr als 80 km Länge in süd-südöstlicher Richtung über Berge und Täler. Auch heute wäre eine solche Herausforderung für Vermessungsingenieure keine leichte Aufgabe. Den Germanen wurde diese völlig willkürlich gezogene Abgrenzung der römischen Einflusssphäre als Demonstration römischer Macht und Zeichen ihrer Überlegenheit buchstäblich vor Augen geführt.
Absteckung mit Weitblick
Eine maßstabsgetreue und dreidimensionale Darstellung des Limesverlaufs (Modell im Bezirksmuseum) kann nur gelingen, wenn weite Sichtverbindungen zwischen einzelnen Wegpunkten auf der Limesline bestehen. Im Bezirksmuseum erleben die Besucher am „Limeslaufsteg“ spielerisch die Distanz zwischen den einzelnen Sichtpunkten auf der Grenzlinie.
Die Blickbeziehung reicht vom Wachturm beim Kleinkastell Hönehaus bis zur Turmstelle bei Grab/Heidenbuckel auf ein Länge von 59 km. Jedoch kann niemand ohne Hilfsmittel so weit sehen. Die Darstellungen auf der Trajansäule in Rom geben uns die Erklärung.
Um auf großen Entfernungen den geraden Limesverlauf erkennen zu können, muss man nachts mit Licht arbeiten. Eindrucksvoll wurde dies von den Freiwilligen Feuerwehren aus Buchen, Götzingen und Osterburken zwischen WP 8/4 und WP 8/32 demonstriert. Der Standort des Fotografen befindet sich am WT 8/34 auf der Marienhöhe.
Frühe Wissensvermittlung
Im 18. und 19. Jahrhundert wird die Suche nach den Spuren unserer Vergangenheit von interessierten Laien und Sammlern betrieben. Wissenschaftliche Methoden finden zunehmend Anwendung wie am Beispiel des Buchener Altertumsvereins dargestellt. Die Grabungen der Reichslimeskommission werden von Archäologen geleitet, die in der Fachwelt zu Ruhm gelangten. Dem Grabungsleiter Prof. Karl Schuhmacher hat das Bezirksmuseum seltene Fundstücke zu verdanken. Er war später der langjährige Direktor des renommierten Römisch- Germanischen Zentralmuseums in Mainz. Dort hat er Figuren erstellt, die an zahlreiche Museen ausgegeben wurden, um die Geschichte des Limes nach dem damaligen Forschungsstand zu veranschaulichen. Das Bezirksmuseum verfügt über drei der heute sehr selten gewordenen Exponate einer frühen Museumspädagogik.
Drei Kleinkastelle - drei Aufgaben
Das Kleinkastell „Altheimer Straße“ stammt aus der Frühphase des Baulandlimes und enthält nur wenige Siedlungsspuren. Vermutlich beherbergte es das Baukommando. Heute führt eine Landstraße über das Areal.
Von Anfang an bis zum Rückzug der Römer diente das Kleinkastell „Hofäcker“ am Ortsrand von Rinschheim als Truppenstandort zur Bewachung einer Verkehrsverbindung ins Taubertal. Es liegt unmittelbar an der Rinschbachquelle und sicherte die Wasserversorgung zwischen den Kastellorten Walldürn und Osterburken.
Die Grabungen der Reichslimeskommission geben Hinweise auf Dinkeldarren innerhalb des Kastells, sodass angenommen werden kann, dass die Römer den Grünkern ins Bauland brachten.
Erst in der Spätphase, als sich die militärische Lage immer mehr zuspitzte, errichtete man auf dem geographisch höchst gelegenen Punkt des Baulandes das Kleinkastell Hönehaus. Es muss von großer strategischer Bedeutung gewesen sein, denn sonst hätte man an diesem unwirtlichen Ort wahrscheinlich kein Kastell errichtet.
Das Bodendenkmal ist bedroht
Nach dem Rückzug der Römer sind ihre Bauwerke verfallen und die Steine der Bauten wurden für andere Zwecke entwendet. Aber erst der moderne Mensch wurde mit seinen tiefgreifenden Methoden der landwirtschaftlichen Bodenbearbeitung zur existenziellen Bedrohung für die Baudenkmäler. Wenn nichts geschieht, werden die Reste der römischen Baukultur in nur wenigen Jahren durch intensive Bodennutzung zerstört sein. Für ihren Schutz bleibt uns nur wenig Zeit.