Weilbach

Laternenschwenker

Autor: Franz Breinig, 1936
Sprecher: Gerhard Deuchert

Sprecherin: Friederike Kroitzsch

Ich hab in Weilboch ehn gekennd,
ich weeß net, wie ma den höid nennd,
der wor in seine Juchendjohrn
en Daifels Kerl, ganz unverfrorn,
so find ma leicht keen zwette net,
mit dem hab ich emol gewett,
er kriecht fünf Mark, wird net betrooche,
um Mitternacht muss er es wooche,
die Gotthardsruine zu beschtaiche,
un obbe uffm Turm sich zaiche,
muscht des Laternelicht rümschwenke,
und gleich wie's dann die Mensche denke,
wenn uffm Turm sie sehe von fern,
en Geist, e Geschpenst mit ere Latern.
Und wenn de Alois wiederkehrt,
wird er gleich mit fünf Mark beschert.

De Watterbocher schnell besunne
der denkt, die Wett is schnell gewunne,
sucht die Latern,
mecht ganz allee vor Mitternacht sich uff die Bee
und geht mit aller Seeleruh
gemütlich uf de Gotthardsberg zu.
Er is ganz nüchtern, hot keen Dusel,
doch er erlebt en leichte Grusel,
weils nachts in dem Ruinegmäuer,
soll's schpuke dort, wär's net geheuer.
Er wischpert leis, ich däd net zweifle,
fürcht mich so leicht net vorm Deifel.
Er wird mi a sou schnell net krieche
Dann isser uff de Turm riuffgstiche
und hot dort, wie es wor ausbedunge,
drei Mol die Latern rümgeschwunge.

Unhemlich rauscht des Eicheloub,
de Alois mecht sich ausm Stoab
un leeft so schnell, wie's möchlich, hem
in die frische Quell, do is er dehemm.

Do tut er dann sai Kameroade berichte
schnell ai sei Heldetoate.
Sie hebbe's all am Loichte gsehe,
dass er ufm Turm is druff gewehe.
Der Alois jubelt: Ich hob gewunne,
der Daifel hot mich doch net funne.

Jetzt dutt ihr mir schnell e Bier eischenke,
ich muss emol mai Gorchel schwenke.
Ich hab Dorscht kriecht vom schnelle Loafe,
mit Wettgeld kama so ebbs koafe.
Ich hob keen Daifel ogetroffe,
drum wern gleich die fünf Mark versoffe.

Ich habe in Weilbach einen gekannt,
ich weiß nicht, wie man den heute nennt.
Er war in seinen Jugendjahren
ein Teufelskerl, ganz unverfroren.
So einen findet man kein zweites Mal.
Mit dem habe ich einmal gewettet,
er kriegt fünf Mark, wird nicht betrogen,
um Mitternacht muss er es wagen
die Gotthardsruine zu besteigen,
oben auf dem Turm sich zeigen,
muss das Laternenlicht rumschwenken,
ganz gleich, wie es dann die Menschen denken,
wenn sie auf dem Turm von Ferne sehen,
einen Geist, ein Gespenst mit einer Laterne.
Und wenn der Alois wiederkehrt,
wird er gleich mit fünf Mark beschert.

Der Watterbacher hat sich schnell besonnen,
der denkt, die Wette ist schnell gewonnen,
sucht die Laterne,
macht ganz alleine vor Mitternacht sich auf die Beine
und geht mit aller Seelenruh auf den Gotthardsberg zu.
Er ist ganz nüchtern, hat keinen Dusel, doch ihn überkommt ein leichter Grusel,
weil nachts in dem Ruinengemäuer,
dort soll es spuken, es ist ihm nicht geheuer.
Er wispert leise, er darf nicht zweifeln,
fürchte mich so leicht nicht vorm Teufel.
Er wird mich auch so schnell nicht kriegen,
dann ist er auf den Turm hinaufgestiegen
und hat dort, wie es ausgemacht war,
drei Mal die Laterne herumgeschwungen.

Unheimlich rauscht das Eichenlaub,
Alois macht sich aus dem Staub
und läuft so schnell, wie es möglich ist, heim.
in die Frische Quelle, da ist er daheim.

Dort berichtet er seinen Kameraden schnell seine Heldentat.
Sie haben es am Leuchten gesehen, dass er auf dem Turm oben gewesen war.
Der Alois jubelt: Ich habe gewonnen, der Teufel hat mich doch nicht gefunden.

Jetzt schenkt mir schnell ein Bier ein,
ich muss mal meine Gurgel schwenken.
Ich habe Durst gekriegt vom schnellen Laufen,
mit Wettgeld kann man sich so was kaufen.
Ich habe keinen Teufel angetroffen,
darum werden gleich die fünf Mark versoffen.