Ilmspan
Wie a Geist den Metzgr nai die Flucht gschlaga hod
Autor und Sprecher: Rudolf Wohlfarth
Sprecherin: Friederike Kroitzsch
Früher hod a jeds Dörfla een odr ach meer Hausmetzgr ghat. Und sou hod sich ä Metzgr aus Ilmspoa sei weisse Schörz umgebunne und sei Kötza gsöcht. Donei hodr sei Zeuch gepackt, die Messer, die Wurschttrichter und ä paar Schörla. Zum Schluss hodr sei Beichel nei gstellt, awer dr lange Stil hod ouwa rausgeguckt. Und soo hodr sich uff´n Wech gmacht.
Dessa amoal söllr in Lehni a Sau schlacht. Des waara ungfäähr zwä Kilometer zu laffa. Doa hods bloos drei Familie gawa. Die Bäueri war schoo fleissig und hod die Bettwäsch mit dr Hoand gwascha und im Garda uffghängt. Dr Metzgr geaht durch‘n Garda und fengt oa zu schaffa. Alli Läut höwa gwisst, daas dr Metzgr mestens durschtig war. Und so seen a paar Liter Moast dagsüwer drunka worde, zusamma mit dem Graidlflesch assa, die Worscht macha und die Sau klee macha.
Wou alli Ärwert gmacht war, ist dr Metzgr wieder durch en Garda ganga, mit seinera Kötza uff em Buckel und dem Beichel, was ouwa raus geguckt hod, um hemm zu laafa. Und do hodr hinner sich a Raschl ghört. Do drehter sich rüm und siaht en weisser Geist. Ar krieacht ä Höllaangst und löfft so schnall wie er koa hemmzus. Unnerwags gehtm die Luft aus, ar bleibt stenn und guckt nach hinna. Harrgottsnochamal, dr Geist is immer noch hinna ihm. Jetzt löffter noch schnallar hemm in sein Hoaf, wo sei Fraa im Garda schafft. Hilff mer Fraa schreid er, a weisser Geist verfolcht mi.
Do seacht sei Fraa zum Moa: „Du Dollack, glotz doch amaol rüm, uff dein Beichel do hängt a Lälch.“
Des hod euch dr Schoosters Rudi vorglaase noch ner Gschichte, die wu die Obersta Berte uffgschriebe hod.
Früher hatte jedes Dorf einen oder auch mehrere Hausmetzger. Und so hat sich ein Metzger aus Ilmspan die weiße Schürze umgebunden und seinen Rucksack gesucht. Dort hinein hat er seine Utensilien gelegt, die Messer, die Wursttrichter und ein paar Borstenschaber. Zum Schluss packte er sein Beil dazu, aber der lange Stil hat oben aus dem Rucksack herausgeschaut. Und so hat er sich auf den Weg gemacht.
Dieses Mal sollte er in Hof Lilach ein Schwein schlachten. Das waren ungefähr zwei Kilometer Fußmarsch. Dort gab es nur drei Familien. Die Bäuerin war schon fleißig gewesen und hatte die Bettwäsche mit der Hand gewaschen und im Garten aufgehängt. Der Metzger geht durch den Garten und beginnt mit der Arbeit. Alle Leute wussten, dass der Metzger meistens durstig war. Und so wurden ein paar Liter Most tagsüber getrunken, zusammen mit dem Kesselfleischessen, der Wurstherstellung und dem Zerlegen des Schweins.
Als alle Arbeiten gemacht waren, ging der Metzger wieder durch den Garten, mit dem Rucksack auf dem Rücken und dem Beilstil der oben herausgeschaut hat, um nach Hause zu gehen. Und da hörte er hinter sich ein Rascheln. Da dreht er sich um und sieht einen weißen Geist. Er bekommt eine Höllenangst und rennt so schnell wie er kann in Richtung Heimat. Unterwegs ist er außer Atem, er bleibt stehen und schaut nach hinten. Donnerwetter nochmal, der Geist ist immer noch hinter ihm her. Jetzt rennt er noch schneller nach Hause in seinen Hof, wo seine Frau im Garten arbeitet. Frau hilf mir, schreit er, ein weißer Geist verfolgt mich.
Da sagt seine Frau zum Mann: „Du Tollpatsch, schau dich mal um, auf deinem Beil, da hängt ein Betttuch.“
Rudolf Wohlfarth hat diese Geschichte gesprochen und dabei auf die Aufzeichnungen von Berta Oberst zurückgegriffen.