Schneeberg I

Worschtsuppe

Text: Josef Knapp (Auszug)

Sprecherin: Friederike Kroitzsch

Worschtsuppe

Wer en Schtall ghat hot, der hot sich domols e Sau ghalte. Im Frühjohr do hot mer sich e jungs Säüle bei eme Bauer uff de Höüch gholt. Die Höüch, des war Hambrunn, Näüdorf, Reichardshausche un a Bäüche. Es Johr über is dann die Sau fettgfüddert worn.

Im Doorf do hots mehrere Hauschmetzger gäbbe, de Müllers-Franz im Schwarzvärtel, de Werts-Karle in de Winterhelle und de Bartmetzger. Der hot sou ghäße, weil er werklich en lange Bart ghat hot.

Im Herbscht war dann Schlachtfescht. Nochdem die Sau dout war, is se zuerscht in de Zuber kumme. Dort is se gebrüht, also gwäsche un ihre Borschte sen abgschabt worn. Dann is se uffghängt, uffgschnitte, ausgnumme, ausenannergnumme, kleegschnitte, dorchgmahle un verworschtelt worn.

In de Zwischezeit hebbe se de grouße Kessel ogschürt. In demm is es Johr übber die Wäsch gekocht worn doch jetzt sen es Greddelfläsch und die Wörscht neikumme. Die Kochbrüh des war die Worschtsuppe. Mir Kinn hebbe die Worschtsuppe mit eme Milchblech an die Nochborsläüd un die Verwandte verdääle gedärft. A de Schwestern un em Parrhärle hebbe mer immer was bringe gmößt. De Parr hot mehrschtens sogar e paar Wörschtli odder e Schtück Greddelfläsch griecht.

Wurstsuppe

Wer einen Stall gehabt hat, der hat sich damals eine Sau gehalten. Im Frühjahr hat man sich ein junges Schweinchen (Ferkel) bei einem Bauern auf der Höhe geholt. Die Höhe, das war Hambrunn, Neudorf, Reichardshausen und auch Beuchen. Das Jahr über wurde dann die Sau gefüttert.

Im Dorf gab es mehrere Hausmetzger, den Müllers-Franz im Schwarzviertel, den Wirts-Karl in der Winterhelle und den Bartmetzger. Der hieß so, weil er wirklich einen langen Bart hatte.

Im Herbst war dann Schlachtfest. Nachdem die Sau tot war, kam sie zuerst in den Zuber. Dort wurde sie gebrüht, also gewaschen und ihre Borsten wurden abgeschabt. Dann wurde sie aufgehängt, aufgeschnitten, ausgenommen (Innereien entfernt); auseinandergenommen, kleingeschnitten, durchgemahlen und verwurschtelt.

In der Zwischenzeit wurde der große Kessel angeheizt. In diesem wurde während des Jahres die Wäsche gekocht, doch jetzt kamen das Kesselfleisch und die Würste rein. Die Kochbrühe, das war die Wurstsuppe. Wir Kinder durften die Wurstsuppe mit einer Milchkanne an die Nachbarschaft und die Verwandten verteilen. Auch den Schwestern und dem Pfarrer mussten wir immer etwas bringen. Der Pfarrer bekam meistens sogar ein paar Würste oder ein Stück Kesselfleisch.

(Pfarrhärle: Herr Pfarrer - Härle ist Großvater, älterer Herr)