Walldürn I

Wallfertsmarkt

Text: Hanne Assion-Bausback
Sprecher: Gerhard Friedrich

 

Sprecherin: Friederike Kroitzsch

Wallfertsmarkt

E Wallfert ohne Buude un Schtänd –
Des het sich keener vorschtelle gekönnt!
Was hot’s dort net alles zu kaafe gäwwe,
was mer höit dort gar nimmi könnt häwwe:
frommi un a anneri Sache,
des war garnet annerscht zu mache!

Körze, Figur’n un frommi Bücher,
awwer a Hooschetrejcher un Kopfedücher.
Verkaaft hot die Theres, die Rosa, die Fränz
Zuckerwar, Waksch un Rouschekränz.
Scho an der Kärch sen die Schtand-Löit g’sesse,
dass jo a des Opferwaksch werd net vergesse.

Herrgöttli hot’s gäwwe grouß un klee,
Waksch-Figürli, a mit vier Bee,
wu die Bauern dauß vom Land
geopfert häwwe, wenn die Kuh war krank.
E Düchle, zu weihe am heiliche Blut,
war immer als Mitgebringsel guud
un sollt helfe bei manche Schmerze.

Geche’s Uuweeder warn die G’witterkörze.
Was mer sunscht gebraucht hot for’s Hausch
Hot’s gäwwe bis an‘s Poscht-Eck naus:
Messer un Börschde, Schuhbennel un Wix,
Hüüt un Klääder, g’fehlt hot fascht nix.
Un was war’s for die Kinn e Glück,
wenn kaaft worn is es Wallfertsschtück!

Es Määdle hot g’wellt e schöni Däsche,
der Buu awwer liwwer ebbs zum Näsche.
Die Tande hot g’saat: „Do hot’s ke Nout,
du kriechscht Leebkuche un Maachebrout,
Schießerli, Schiffli un Pfeffernüss,
oder wellt‘ er liwwer Neecherküss?!“
For sich selwer trifft die Tande ihr Wahl
Un leischt‘ sich en schöne nöje Schaal.
Die Wallfert war halt for jung un aald
Die Frankforter Mess im Oudewaald.


Wallfahrtsmarkt

Eine Wallfahrt ohne Buden und Stände –
Das hätte sich keiner vorstellen können!
Was hat es dort nicht alles zum Kaufen gegeben,
was man heute dort gar nicht mehr haben könnte:
fromme und andere Sachen,
das war gar nicht anders zu machen!

Kerzen, Figuren und fromme Bücher,
aber auch Hosenträger und Kopftücher.
Verkauft hat die Therese, die Rosa und die Franziska
Zuckerware, Wachs und Rosenkränze.
Schon an der Kirche waren die Stand-Leute gesessen,
dass auch ja das Opferwachs nicht vergessen wird.

Christusfiguren hat es gegeben, große und kleine,
Wachsfigürchen, auch mit vier Beinen,
die die Bauern draußen vom Land
geopfert haben, wenn die Kuh krank war.
Ein Tüchlein, zu weihen am heiligen Blut,
war immer als Mitbringsel gut
und sollt helfen bei manchen Schmerzen.

Gegen das Unwetter waren die Gewitterkerzen.
Was man sonst für das Haus gebraucht hat,
hat es gegeben bis ans Post-Eck hinaus:
Messer und Bürsten, Schuhbändel und Wichse,
Hüte und Kleider, gefehlt hat fast nichts.
Und was war das für die Kinder für ein Glück,
wenn gekauft worden ist ein Wallfahrtsstück!

Das Mädchen hat eine schöne Tasche gewollt,
der Bub aber lieber etwas zum Naschen.
Die Tante hat gesagt: „Da hat es keine Not,
du kriegst Lebkuchen und Magenbrot,
[eben all die traditionellen Wallfahrtsplätzchen:]
„Schießerli“, „Schiffli“ und Pfeffernüsse,
oder wollt ihr lieber Negerküsse?!“
Für sich selber trifft die Tante ihre Wahl
Und leistet sich einen schönen neuen Schal.
Die Wallfahrt war halt für Jung und Alt
Die Frankfurter Messe im Odenwald.