Buchen I

Berch un Dahl kumme net zamme

Text: Walter Jaegle
Sprecher: Walter Jaegle

 

Berch un Dahl kumme net zamme, odder Wu kimschd dann Du her?

Bin in de Weld scho weit rimkumme,
vum ferne Oschde bis Hawaii
mi‘m Schiff, a übber’s Nordmeer g’schwumme
un a mi‘m Fliecher, nebebei.

Sou war’s dann, domols, anno 70,
noch ewich langem Fluch,
ich land‘ in Quebec überglücklich,
zum erschde Canadabesuch.

Schnell schdaich ich aus dem Fliecher naus,
laaf gradaus durch zum Zoll,
denooch em grouße Ausgang naus
und schdaun erwardungsvoll.

In‘s nägschde Taxi, war mai Ziel,
än „Schliede“ rießegrousch,
de Fahrer fräicht, wu no i will,
un fährt a glei druff lous!

Kaum war’n mer aus dem Fluchplatz daus,
war’n mir scho fascht per Du.
Er kennt sich gut in Deutschland aus,
dort wär´ er ab und zu.

In Quebec sei er scho zeh Johr,
zum Schaffe wär‘ er kumme.
Deheem, un sell is werkli wohr,
hätschd gar ke Ärwet gfunne.

Vum Süde käm er, irchendwu,
deß wer‘n Sie gar net kenne,
bei Heidelberch, net waid devu,
mer ded‘s de Odewald dort nenne.

Däss hot mer faschd die Schbrooch verschlaache,
daus in de weide Weld,
`etz brauchscht mer blous de Oort no saache,
und dann hot er‘s verzäilt.

Vun Heidelberch, em Nägger nooch,
in Ebberboch links ab,
zum Winderhauch nuff is‘ e Plooch,
ab Dielboch gäit´s im Trab.

Un glei druff ded dann Mudi kumme,
ä Örtle wunnerbar,
mit Fachwerkhäischli, Balke krumme,
die schdäin faschd dausend Johr.

`Etzt hab i’ s Maul net halde könne,
un hab’en freiraus g’froochd,
ob er vielleicht ded Buche kenne,
denn des wär´ glei denooch.

Sell hätt´ i besser bleibe losse,
dort im Verkehrsgewühl.
Er konn´s net glaabe, gar net fasse,
des war em fascht zu viel.

Ihr seid vun Buche, hot er g’meent,
er ded vun Hainstadt kumme.
Noch Heescht hätt´ er scho lang sich g’sehnt,
‘s werd wohr im negschde Summer.

So häbbe sich, im främme Land,
zwee Oudewälder g’funne.
Die Fräindschaft hot no häit bestand,
inzwische mit de Junge.

Die babbele, un des is wohr,
mer konn’s jo fascht net glaabe,
wie die in Heescht vor hunnerd Johr
bam Schloss am Lange Grabe.

Un sollschd Du mol uf Quebec sinne,
vielleicht im negschde Johr,
un dedschd en Oudewälder finne
kind´s Dir wie in de Heemet vor.

 

Berg und Tal kommen nicht zusammen oder Wo kommst Du denn her?

Ich bin in der Welt schon weit herum gekommen,
vom fernen Osten bis nach Hawaii
mit dem Schiff, auch über das Nordmeer geschwommen
und auch mit dem Flugzeug, so nebenbei.

So war es dann, damals, anno 1970,
nach einem ewig langen Flug,
ich lande in Quebec überglücklich,
zum ersten Kanadabesuch.

Schnell steige ich aus dem Flugzeug aus,
laufe geradeaus durch zum Zoll,
hiernach zum großen Ausgang hinaus
und ich staune erwartungsvoll.

In das nächste Taxi, das war mein Ziel,
einen „Schlitten“ riesengroß,
der Fahrer fragt mich, wohin ich will,
und fährt auch gleich darauf los!

Kaum hatten wir den Flugplatz verlassen,
da waren wir schon fast per Du.
Er kennt sich gut in Deutschland aus,
dort wäre er ab und zu.

In Quebec sei er schon seit zehn Jahren,
zum Arbeiten wäre er gekommen.
Daheim, und das sei wirklich wahr,
hätte man überhaupt keine Arbeit gefunden.

Aus Süddeutschland käme er, irgendwo da,
das werden Sie gar nicht kennen,
bei Heidelberg, nicht weit davon,
man würde es den Odenwald dort nennen.

Das hat mir fast die Sprache genommen,
draußen in der weiten Welt,
jetzt musst Du mir nur den Ort noch nennen,
und dann hat er es mir gesagt.

Von Heidelberg, den Neckar entlang,
in Eberbach links ab,
zum Winterhauch hinauf ist es eine Plage,
ab Dielbach geht’s im Trab.

Und gleich darauf würde dann Mudau kommen,
ein kleiner Ort, ganz wunderbar,
mit kleinen Fachwerkhäusern, krummen Balken,
die stehen fast seit tausend Jahren.

Jetzt habe ich den Mund nicht mehr halten können
Und habe ihn frei heraus gefragt,
ob er vielleicht Buchen kenne,
denn das käme gleich danach.

Das hätte ich besser bleiben lassen,
dort im Verkehrsgewühl.
Er konnte es nicht glauben, gar nicht fassen,
das war ihm fast zu viel.

Ihr seid von Buchen, hat er gesagt,
er würde von Hainstadt kommen.
Nach Hainstadt würde er sich schon lange sehnen,
es wird wahr im nächsten Sommer.

So haben sich, im fremden Land,
zwei Odenwälder gefunden.
Die Freundschaft hat auch heute noch Bestand,
inzwischen mit den Kindern.

Die reden, und das ist wahr,
man kann es ja fast gar nicht glauben,
wie die in Hainstadt vor hundert Jahren
beim Schloss am Langen Graben.

Und solltest Du Dich einmal nach Quebec sehnen,
vielleicht im nächsten Jahr,
und würdest dort einen Odenwälder finden,
dann kommt es Dir wie in der Heimat vor.