Königheim II

Kennche, dr Wej unn die Hibbe

Text: Heimatverein "Brehmbachtal"
Nach einem Gedicht von Rosel Geier † /
Burkard Gassenbauer
Sprecher:

Sprecherin: Friederike Kroitzsch

Ei ist des schöö, dass Du a emool noch Kennehe künnscht. Die Doofel donääwe sejcht Dr, wos es in unnerm alde Winzerdorf sou alles zum Säe unn Äschdümiere geit unn wie mir rejde.

Zum Beischbiel häwwe mer dauß vorm Ord Orchidee unn Dibdam, sou äbbs finschd nid üwweroall. Im Ord senn die Kerch, 's Öilberch­ Kunschtwerk vom Riemeschneider oder die Haüscher von de Wejhännler von Anno Duwoak schöö zum Oogugge.

Üms Dorf rüm geits seit üwwer dausend Joahr viel Wejert. Dr Kennemer Wej muss früher scho oarch süffich gwääe sejne, sunnscht hädde die Kennemer Wejhännler seinerzeit nid sou guddi Gschäfte in Frankford oder sunschtwu gmoacht.

Mi'm Kennemer Wej werd aa haüd no gääre gfeiert, unn wie zu Großvoadders Zeide
geit's do wos Süß' dezu. Des is e Kennemer Spezialidät, die Du nid zu kaafe kriechschd:
Die Hibbe. Üwwers Hibbebagge hämmer sogoar e Gedicht. Seil geht s,ou:

Die Hibbe is e komischs Ding,
wenn mer's sou nemme dutt
is vorn e Lauch, is hinne e Louch
und Luft do zwischedinn.

Wenn sou e Hipp' gebagge werd
is des e mords Geduh.
Emol babbt's do, is dort zu haaß,
verbrännt is sie im Nu.

Doch was en Hibbebägger is:, der hot des Ding im Griff:
E Quandum Daach uffs Eisehe unn zugepfätzt
Un glei sie ferdich is.

De Deckel uff und roa de Bloatz,
em Nochber onekaawe.
Unn glei widder en Pfloatsch voll druff,
es is jo nid zu glaawe.

Der hot de Prüchjl scho parat,
unn schnell geht's - ooas, zwaa, drei-,
scho is des Röhrle ferdich jetzt
und weider geht's, juchei.

Künnt dann emol Besuch dohär,
wu niemens dro gedenkt,
nocht schnell die Hibbe uff de Diesch
un gudde Wej ejgschenkt.

Bei uns is des en alder Brauch,
schunscht wu kennt mr des nid.
Bei jeder fäschdlich Glecheheit
die Hibbe is en Hid.

Wenn's kracht, weil sie sou knuschbrich senn,
do senn sie groad sou räächt
's Verzejle nemmt nocht goar koa Enn,
der Wej schmackt a nit schläächt.

Königheim, der Wein und die Hippe

Ei, ist das schön, dass Du auch mal nach Königheim kommst. Die Tafel hier sagt Dir, was es in unserem alten Winzerdorf alles zum Sehen und zum Erkunden gibt und wie wir reden.

Zum Beispiel haben wir draußen vorm Ort Orchideen und Dipdam (rosa blühende Staude), so etwas findet man nicht überall. Im Ort gibt es die Kirche, das Ölberg-Kunstwerk vom Riemenschneider oder die Häuser von den Weinhändlern von früher. Alles schön anzuschauen.

Um das Dorf herum gibt es seit über tausend Jahren viele Weinberge. Der Königheimer Wein muss früher schon sehr süffig gewesen sein, sonst hätten die Königheimer Weinhändler seinerzeit nicht so ein gutes Geschäft in Frankfurt oder anderswo gemacht.

Mit dem Königheimer Wein wird auch heute noch gerne gefeiert, und wie zu Großvaters Zeiten gibt es da etwas Süßes dazu. Das ist eine Königheimer Spezialität, die man nicht zu kaufen bekommt: Die Hippe. Übers Hippe-Backen haben wir sogar ein Gedicht. Das geht so:

Die Hippe ist ein komisches Ding, wenn man es so vor sich hält, dann ist vorne ein Loch, ist hinten ein Loch und zwischendrin ist Luft. Wenn so eine Hippe gebacken wird, ist das ein großes Getue. Einmal klebt es, einmal ist es zu heiß, dann verbrennt sie im Nu.

Doch was ein richtiger Hippe-Bäcker ist, der hat das im Griff. Ein bisschen Teig auf das Eisen und den Deckel zugeklemmt, und schon ist sie fertig.

Den Deckel auf und runter mit dem Blatz, dem Nachbarn hingehauen, und gleich wieder einen Klecks voll drauf, es ist ja nicht zu glauben.

Der hat das Rundholz zum Rollen schon parat, und schnell geht’s – eins, zwei, drei – schon ist das Röhrchen fertig und weiter geht’s, juchei.

Kommt dann einmal Besuch hierher, ganz unerwartet, noch schnell die Hibbe auf den Tisch und guten Wein eingeschenkt.

Bei uns ist das ein alter Brauch, woanders kennt man das nicht. Bei jeder festlichen Gelegenheit ist die Hippe ein Hit.

Wenn es kracht, weil sie so knusprig sind, dann sind sie gerade recht. Das Erzählen nimmt gar kein Ende, der Wein schmeckt auch nicht schlecht.