Obrigheim III

Gun Dach unn willkomme am owwerischer Heimatmuseum

Text: Heidrun Eyermann
Sprecherin: Heidrun Eyermann

 

Sprecherin: Friederike Kroitzsch

Gun Dach unn willkomme am owwerischer Heimatmuseum

Wie ich ghert hab, dass sou e Dialektsäule
ans Museum soll, do isch mers richtich
neigfahre.

De Dialekt ins Museum?
Ja isch´s dann schunn souweit?
Dass mer die Sprooch ins Museum stelle
muss, dass mer de Leit emol zeige kann:

„Horcht no, sou isch´s emol gewest, sou
hots emol geklunge, sou hot mers gsaat?“

Weit weg devu senn mer jo nimi - sunsch dät
d´ Regierung vun unserm Land, vun unserm
Länd jo net die Ostrengunge unternemme
unn prowiere, unsere Dialekte irgendwie
uff die Spring zu helfe, was jo net verkehrt
isch.
Horch di um, dann waisch warum.

Debei wisse d Leit doch gar net was enne
entgeht, die denke immer noch wer en
Dialekt beherrscht unn schwetzt, der hot
sie net all beinander unn kann mit de Welt net mithalde.

Im Gegedail, wer en Dialekt schwetze kann,
der hot e „Zusatzqualifikation“, er isch
mehrsproochich unn driewernaus isch doch
des e Bewahre unn Weidergewwe, e Pfleg
vun Kultur…

Ach was red I, horcht doch selwer:

Was isch de Dialekt?

De Dialekt isch de Zungeschlag,
e gaddiche Sprooch for alle Dag,
e Schdickle Knitz, e Schdickle Fraid,
wo ohm hebt in schwerer Zeit.

Er isch ebbes vun dehom,
vun Alldagskoscht isch er de Rohm,
im Grund e Feschtesse mit zwansich Gäng
unn noch Dessert,
er isch mol leicht, er isch mol schwer,
en Rand voll Ernscht unn was zum Lache,
ebbes vor en volle Krare -
unn Schonkoscht for en gereizde Maare.

Er isch de Bode uff dem wu mer schdeht,
wanns driewer unn wanns drunder geht.
Finf Ohre voll Mussich,
e Schdick Polidik,
unn oft genung hockt em doch de Schalk im Gnick.

Er isch e homliche Kraft, wu Wunder schafft,
frank unn frei,
geht er dief nei.

Er isch mol e grouß Gedees unn manchmol
aa enn rechte Kees.

Mit diefe Worzel hot er sich ghalde,
zum Schwetze unn Babble for Junge unn Alde.

Er fällt debei manchmol bees uffs Maul
unn lohmt wie sou en alde Gaul
unn hopft glei druff munder unn frisch
iwwer Sessel, Bänk, Schdihl grad uff de Disch;
wirkt besser wie e Medizin
unn isch e ganz ajenes Parfüm.

Er isch ewe des Gschmäckle, des gewisse
in des, wu mer sich neiverbisse.

Er isch onzich, e Schdick Persenlichkeit.
Findt de richtich Herzenston;
Beroder braucht der kohn.
Er isch die Montur, wu immer passt,
wu immer sitzt wie oogegosse.

Mit nix dut er die Welt bewege,
er isch dodrin en grouße Sege,
er isch e Schiff, enn Turm,
enn Roi, enn Garde.

Immer do,
musch net uffn warde.
E Haus, e Bricke, en Stern,
e sprudelndi Quelle
e Seelestick , e Goddesgschenk
unn ganz gewies e Himmelstränk.

De Dialekt, ihr werds gar net wisse,
isch net des schlechdschde Ruhekisse
unn enn gudde Zeitvertreib.

Er isch oofach s plodde Lewe,
iwwer alles rauszuhewe -
unn deneweg ghert er underd Leit
unn hoffentlich isch er noch lang net museumsreif.

Guten Tag und willkommen am Obrigheimer Heimatmuseum.

Als ich gehört habe, dass so eine Dialektsäule an das Museum kommen soll, da ist es mir richtig in die Glieder gefahren.

Den Dialekt in das Museum?

Ja ist es schon soweit?

Dass man die Sprache ins Museum geben muss, damit man den Menschen zeigen kann:

Hört rein, so ist es einmal gewesen, so hat es sich einmal angehört, so hat man gesprochen?“

Weit weg entfernt sind mir ja nicht mehr – sonst würde die Regierung von unserem Land, von unserem Länd, ja nicht die Anstrengungen unternehmen und probieren, unseren Dialekten irgendwie auf die Sprünge zu helfen, was ja nicht verkehrt ist.

Horch dich um, dann weißt Du warum.

Dabei wissen die Menschen doch gar nicht was ihnen entgeht, die denken immer noch, wer einen Dialekt beherrscht und spricht, der ist nicht recht im Kopf und kann mit der Welt nicht mithalten.

Im Gegenteil, wer Dialekt sprechen kann, der hat eine „Zusatzqualifikation“, der ist mehrsprachig und darüber hinaus ist doch das ein Bewahren und Weitergeben, eine Pflege der Kultur ….

Ach was rede ich da, horcht doch selbst:

Was ist der Dialekt?

Der Dialekt ist der Zungenschlag,
eine passende Sprache für jeden Tag,
ein Stückchen Gewitztheit, ein Stückchen Freude,
was einen stützt in schwerer Zeit.

Er ist etwas von zuhause,
von der Alltagskost ist er der Rahm,
im Grunde ein Festessen mit zwanzig Gängen
und noch Dessert,
er ist mal leicht, er ist mal schwer,
die Grenze vom Ernst und etwas zum Lachen,
etwas für einen vollen Hals -
und Schonkost für den gereizten Magen.

Er ist der Boden, auf dem man steht, wenn es
drüber und wann es drunter geht.
Fünf Ohren voll Musik,
ein Stück Politik,
und sehr oft sitzt dem Sprecher der Schalk im Nacken.

Er ist eine heimliche Kraft, die Wunder schafft,
frank und frei,
berührt er tief.

Er ist mal ein großes Getöse und manches
mal ein großer Käse.

Mit tiefen Wurzeln hat er sich gehalten,
zum Schwätzen und Babbeln für Junge und Alte.

Er fällt dabei manchmal schlimm auf den Mund
und lahmt wie ein altes Pferd
und hüpft gleich drauf munter und frisch
über Sessel, Bänke, Stühle sogar auf den Tisch;
wirkt besser als Medizin
und ist ein ganz eigenes Parfüm.

Er ist eben das Geschmäckle, das gewisse,
in das man sich hat reinverbissen.

Er ist einzigartig, ein Stück Persönlichkeit.
Findet den richtigen Herzenston;
Berater benötigt er keinen.
Er ist die Kleidung, die immer passt,
die immer sitzt wie angegossen.

Mit nichts bewegt er die Welt,
er ist deshalb ein großer Segen,
er ist ein Schiff, ein Turm,
ein Rain, ein Garten.

Immer da,
Du musst nicht auf ihn warten.
Ein Haus, ein Brücklein, ein Stern,
eine sprudelnde Quelle
ein Seelenstück, ein Gottesgeschenk
und ganz gewiss ein Himmelsgetränk.

Der Dialekt, ihr werdet es gar nicht wissen,
ist nicht das schlechteste Ruhekissen
und ein guter Zeitvertreib.

Er ist einfach das pralle Leben,
über alles hinauszuheben -
und deshalb gehört er unter die Leute
und hoffentlich ist er noch lange nicht museumsreif.