Wölchingen

Sou hots ogfange mit der Reisweel

Sprecher: Dr. Dieter Thoma

So hat die Reisewelle angefangen. Bei Otto Normalverbraucher herrscht in den 1950er Jahren Geldmangel. Wer ins Ausland will, muss sich ein Visum besorgen. Und das Mitnehmen oder Tauschen von Devisen ist beschränkt. Auslandsreisen sind alles andere als eine Selbstverständlichkeit. Laut einer Allensbach-Umfrage aus dem Jahr 1955 besitzen 79% der Deutschen noch keinen Reisepass. Nur 24% der Befragten sind seit Kriegsende überhaupt im Ausland gewesen. Doch dann lockt ‚"Bella Italia". Die Anfahrwege nach sind zwar nicht einfach. Du musst die Alpen überqueren. Hunderte von steilen Straßen bringen die Autos zum Kochen. Die Serpentinen erfordern Fahrkunst. Aber kein Hindernis kann die Reisewelle in den Süden aufhalten. Mit dem wachsendem Wohlstand reisen 1958 reisen schon 3,5 Millionen Bundesbürger nach Italien. Sonderzüge bringen die Urlauber nach Südtirol, an den Gardasee und an die Adria. Bis 1959 entstehen insgesamt 323 Zeltplätze in Italien mit einer Kapazität für 900.000 Gäste. Erst als 1959 mit dem Bau der Brenner-Autobahn begonnen wird, kommen Hoffnungen auf Reiseerleichterungen auf. Der erste Abschnitt wird 1963 eingeweiht. - Lange Schlangen lassen auf ganz neue Art die Kühler heiß laufen.