Gerchsheim II

SCHLACHDFESD

Autor und Sprecher: Lothar Amon

Sprecherin: Friederike Kroitzsch

Jedes Joahr , doa hawa mier a Saüla groaß gezoucha,
von Frühjoahr bis`n Wind`r eini hoad`s zu frassa g`riechd
un dann, des id jedz a nid g`loucha,
doa ham m`r wiss wöll, was jedz wiechd!

„`S G`wichd id guad” hoad d`r Medzg`r g`sachd
un soumid war beschlossa:
Di Sau id ferdi, diea w`rd g`schlachd
un morcha w`rd si g`schossa!

Om nächsda Daach, `s war graad hall,
d`r Kess`l war scho g`schürd,
d`r Vadd`r hoad di Sau ganz schnall
vom Schdaal zum Medzg`r onni g`führd.

War si dann g`schossa, gebrödd un g`schaabd,
id`s Flääsch nein Kess`l kumma,
a jed`r hoad jedz Hung`r g`haad
un Gräid`lflääsch sich g`numma!

Wu Middach aolles ferdi war,
d`r Medzg´r fard mid sein Handwergs–Waacha,
doa war för uns Kinn`r glaar:
`S w`rd Gräid`lsubba ausgedraacha.
Sou warsch, wu m`r g`schlachd ham
un för mich schdeahd fesd:
Noach Weihnachda un Asdra - `s driddschönsde Fesd!

Jedes Jahr haben wir ein Ferkel großgezogen.
Vom Frühjahr bis zum Winter hat es zu Fressen bekommen
und dann, das ist jetzt auch nicht gelogen,
wollten wir wissen, was es jetzt wiegt!

„Das Gewicht ist gut“, hat der Metzger gesagt
und somit war beschlossen:
Die Sau ist fertig – die wird geschlachtet
und morgen wird sie geschossen!

Am nächsten Tag – es war gerade hell,
das Feuer im Kessel war schon angemacht,
der Vater hat die Sau ganz schnell
vom Stall zum Metzger hingebracht.

War sie dann geschossen, gebrüht und geschabt,
ist das Fleisch in den Kessel gekommen,
ein jeder hat jetzt Hunger gehabt
und hat sich Kesselfleisch genommen!

Als am Mittag alles fertig war,
der Metzger fort mit seinem Handwerks-Wagen,
da war für uns Kinder klar:
Es wird Kesselsuppe ausgetragen.

So war es, als wir geschlachtet haben
und für mich steht fest:
Nach Weihnachten und Ostern – das drittschönste Fest.

 

Text: Heinrich Müller und Lothar Amon