Frühkeltische Grabhügel auf der Grenze von Altsiedelland und Jungsiedelland
Idealrekonstruktion eines keltischen Grabhügels:
Ein hölzerner Sarg auf einem Steinpflaster nahm die sterblichen Überreste und die Grabbeigaben auf. Dieser wurde oftmals mit Steinplatten oder einer Steinpackung abgedeckt. Darüber wurde dann der eigentliche Grabhügel aufgeschüttet.
Die Grabhügel aus frühkeltischer Zeit im Raum Buchen (8. bis 6. Jh. v. Chr.)
Das Verbreitungsbild vorgeschichtlicher Funde zeigt deutlich die Grenze zwischen den fruchtbaren Böden des Baulandes (Altsiedelland) und dem erst im Hochmittelalter durch die Klöster erschlossenen Odenwald (Jungsiedelland).
Ein Pionier der Archäologie
Die Erforschung keltischer Grabhügel im Raum Buchen ist untrennbar mit dem Namen Karl Schumacher verknüpft. 1860 in Dühren bei Sinsheim geboren, wirkte er ab 1887 an der Großherzoglichen Altertümersammlung in Karlsruhe. Als Streckenkommissar der Reichslimeskommission grub er ab 1892 neben römischen Fundplätzen auch mehrere keltische Grabhügel sowie die Viereckschanze von Gerichtstetten aus.
Im Tod sind nicht alle gleich
Während der Großteil der Bevölkerung in frühkeltischer Zeit weiterhin einfache Flachgräber anlegte, kennzeichnet die Anlage von Grabhügeln die Bestattungen der sozialen Eliten. Diese wurden weithin sichtbar an topographisch exponierter Stelle errichtet.
Gerüstet für das Leben im Jenseits
Die Mitgabe von Gegenständen in die Gräber zeugt vom Glauben an ein Leben nach dem Tode. Außerdem lässt sich an den Grabbeigaben die soziale Stellung der Bestatteten ablesen. Die Beigabenausstattung war geschlechtsspezifisch. Männern gab man ihre Waffen mit ins Grab.
Frauen wurden mit ihrem Schmuck bestattet. Die paarweise getragenen bronzenen Fußringe sind typisch für die frühkeltische Frauentracht in Südwestdeutschland.
Zwei massive Bronzeringe, die an den Fußknöcheln getragen wurden, weisen auf eine Frauenbestattung hin. Ferner fanden sich Eisenstücke und etwa zwei Dutzend Perlen aus „Edelkoralle“, Importstücke aus dem Mittelmeerraum, die heute verschollen sind.
Auf die Reise ins Jenseits gab man auch Speisen in Keramikgefäßen mit.
Der frühkeltische Grabhügel im Breitenbüschle
Im Hügelzentrum stieß Schumacher auf dem gewachsenen Boden auf eine Steinsetzung aus Kalk- und Sandsteinen mit menschlichen Skelettteilen und Tierknochen. Das Skelett war ursprünglich Süd-Nord orientiert. Östlich davon entdeckte man Scherben von zwei Gefäßen.
Vermutlich hat man bei der Bergung der Funde versehentlich zwei verschiedene Grabinventare miteinander vermischt, denn ein ebenfalls dort gefundener eiserner Lanzenschuh würde eher auf eine Männerbestattung hinweisen. Die Beigaben datieren die Bestattungen in die frühkeltische Zeit (8. bis 5. Jh. v. Chr.).
Die tiefen Eingriffe der Grabungen in die Hügel wurden nach Abschluss nicht mehr beseitigt. Im Jahr 2013 wurden die Grabhügel neu dokumentiert, die alten Grabungsspuren danach verfüllt und die Hügel vom Bewuchs befreit, sowie mit einer Schicht Erde überschüttet. Auf diese Weise dürften sie ihrem ursprünglichen Erscheinungsbild wieder nahe kommen.
Die Ausgrabung der Hügel I-IV bei Eberstadt durch Karl Schumacher 1897/98
Hügel I-III bilden eine Gruppe, die ca. 240 m westlich von Hügel IV liegt. Der Durchmesser von Hügel IV beträgt 15-16 m, die erhaltene Höhe 1 m. Seine abgesetzte Lage samt den außergewöhnlichen Beigaben weist den dort bestatteten Mann als Angehörigen der regionalen Führungsschicht aus. Im Zentrum von Hügel IV fanden sich auf dem gewachsenen Boden Reste eines Süd-Nord orientierten Skelettes und – offenbar zur Rechten des Toten –
ein Süd-Nord gerichtetes Eisenschwert. Die Funde datieren den Bestattungsplatz an den Übergang von der älteren zur jüngeren Hallstattzeit im 8. bis 7. Jh. v. Chr.
Bemerkenswert ist der Fund von Hirschknochen. Die Beigabe von Wildbret war möglicherweise der sozialen Spitzengruppe vorbehalten, die Jagd auf Großsäuger mithin schon in der Eisenzeit herrschaftliches Privileg. Östlich vom Schwert lagen Scherben mehrerer Keramikgefäße. Der Befund ähnelt bis in
Details einem Grabhügel, der 2011 bei Sindolsheim untersucht wurde.
Bildnachweis: Regierungspräsidium Karlsruhe - Referat Denkmalpflege,
Bezirksmuseum Buchen, Stadt Buchen (Odenwald)
Kartografie: © Städte-Verlag E. v. Wagner & J. Mitterhuber GmbH -
70736 Fellbach, www.staedte-verlag.de
Die Grabhügel sind frei zugänglich. Weitere Informationen finden Sie vor Ort. Die ergrabenen Keramikgefäße und bronzenen Artefakte aus den Grabhügeln befinden sich in der Abteilung für Vor- und Frühgeschichte des Bezirksmuseums Buchen.