Auf die Platte gebannt...

Karl-Weiß-Archiv - Fotografien, Geräte und Materialien von 1894 bis 1940

Karl Weiß, 1876 -1956, war nach Martin Hofert, Kunstschreiner und Bürgermeister aus Bödigheim, der zweite ansässige Fotograf, der nach dessen Tod 1894 in Buchen unter dem Signum „Karl Weiß & Sohn- Mechanische Schreinerei und Photoatelier“ ein Geschäft eröffnete, in der Hoffnung, die Kundschaft des Verstorbenen zu übernehmen und an der zunehmenden Nachfrage nach dem neuen Medium zu profitieren. Davor erhielt er bei Hoffotograf Schumann in Karlsruhe eine entsprechende Ausbildung.

Die Anschaffung eines eigenen Fotoapparates für den normalen Bürger lag noch in weiter Ferne , die Technik der Entwicklung war hochkompliziert  und man brauchte den Fachmann, wenn man aus gegebenem Anlass ein Erinnerungsfoto wollte.

Zwischen 1890 und 1920 wurden überwiegend großformatige Bilder von Vereinen, Hochzeitsgesellschaften, Großfamilien  und öffentlichen Gebäuden erstellt. Das lohnte sich für beide Parteien finanziell. Später kamen Einzelportraits von Kleinkindern, jungen Männern und Frauen, Kommunionkindern,  jungen Paaren und kostümierten Personen dazu. Die Arbeitswelt wurde weitgehend ausgeklammert. Man wollte auf dem Bild städtisch erscheinen.  Kürzere Belichtungszeiten und die gesellschaftlichen Auswirkungen der „goldenen 20-er Jahre ermöglichten  die Abkehr von den steifen Darstellungen um die Jahrhundertwende.

Die Sammlung Weiß beinhaltet neben den fotografischen Geräten wie Gaslichtvergrößerer, Studio- und Reisekamera, zahlreichem Zubehör mehrere Tausend Glasplatten , auf die Weiß vor der Belichtung im Naßverfahren die lichtempfindliche Schicht auftragen musste. Die Größe der Platten reicht von der Passgröße bis zum Format 24x30 cm. Auf der trockenen belichteten und fertigen Platte konnte Weiß bei  Bedarf noch  Retuschierungen  zugunsten des Fotografierten vornehmen.

Das Karl Weiß Archiv zeigt eine Fülle von Originalfotografien, Geräten und Materialien aus der Zeit von 1890 bis 1950.

Von der Camera Obscura zur Digitalfotografie

Als Joseph Nicéphore Niépce im Jahr 1826 mit einer Camera Obscura aus dem Fenster seines Arbeitszimmers in Le Gras (Frankreich) das erste dauerhafte Foto der Welt machte, leitete er eine Entwicklung ein, die einen nicht zu überschätzenden Fortschritt in vielen Bereichen
auslöste. Wissenschaft, Medizin, Kunst, Journalismus - es gibt kaum ein Gebiet, aus dem man sich heute die Fotografie wegdenken könnte.

Schreinerei und Fotoatelier

In Buchen gründete Karl Weiß das Unternehmen „Karl Weiß & Sohn- Mechanische Schreinerei und Photoatelier“. Karl Weiß jun., der Sohn, hatte nach dem Besuch der Buchener Bürgerschule zunächst das Schreinerhandwerk im elterlichen Betrieb erlernt. Durch Aufträge zur Anfertigung von Altären in der damals beliebten Schreinergotik wurden auch seine künstlerische Fähigkeiten gefördert. Die Familie beschloss, der Schreinerei ein Fotoatelier anzugliedern. Zu diesem Zweck schickte sie ihn, 18-jährig, zu Hoffotograf Schumann nach Karlsruhe zur Fachausbildung. Nebenbei belegte er Kurse an der dortigen Kunstgewerbeschule. Im Jahr 1894 wurde der Betrieb aufgenommen. Von der Firma Glock kamen Labor- und Atelierausrüstung.

Zwischen 1894 und 1920 wurden überwiegend großformatige Bilder von Vereinen, Hochzeitsgesellschaften, Großfamilien und öffentlichen Gebäuden erstellt. Das lohnte sich für beide Parteien finanziell.

Später kamen Einzelportraits von Kleinkindern, jungen Männern und Frauen, Kommunionkindern, jungen Paaren und kostümierten Personen dazu. Die Arbeitswelt wurde weitgehend ausgeklammert. Man wollte auf dem Bild städtisch erscheinen.

Kürzere Belichtungszeiten und die gesellschaftlichen Auswirkungen der „Goldenen 20-er Jahre“ ermöglichten die Abkehr von den steifen Darstellungen um die Jahrhundertwende. Die Fotos wirken jetzt authentischer.

Als gegen 1900 auch im ländlichen Raum die Ansichtskarte weite Verbreitung fand, war es Karl Weiß, der in einem eigenen Postkartenverlag ein breites Sortiment für jeden Geschmack anbot.

Das besondere dabei: Viele Motive wandelte er in Zeichnungen um, ein Beweis für seine künstlerische Ader.

Fotos von hoher Qualität

Die Fotografien sind von hoher technischer und künstlerischer Qualität. Allein bei der Aufnahme des Großherzogs von Baden 1896 vor dem Alten Rathaus lassen sich die Zaungäste weit im Hintergrund noch so stark vergrößern, dass sie gut erkennbar sind.

Im Dachgeschoss des Trunzerhauses sind Gaslichtvergrößerer, Studio- und Reisekamera, zahlreiches Zubehör und mehrere tausend
Glasplatten untergebracht, auf die Weiß vor der Aufnahme im Nassverfahren die lichtempfindliche Schicht auftragen musste.