Zur Geschichte des Bezirksmuseums Buchen

100 Jahre Bezirksmuseum: 1911 - 2011

Eine echte Bürgerinitiative war es schon immer, das Buchener Bezirksmuseum. Bereits bei der Gründung hatte ein Buchener Bürger die zündende Idee: Hauptlehrer Karl Trunzer war vom Gedanken einer Volkskunstausstellung in Karlsruhe so begeistert, dass er einen ganzen Eisenbahnwaggon mit Gegenständen verschiedenster Art als Beitrag aus dem Amtsbezirk Buchen sammelte. Nach Beendigung dieser Ausstellung zeigte man noch einen Teil der Gegenstände im Alten Rathaus in Buchen und schon war die Idee, ein Bezirksmuseum zu gründen, geboren.

Am 13. Februar 1911 - also genau vor 100 Jahren - fand im Hotel "Prinz Carl" die Gründungsversammlung des Vereins Bezirksmuseum statt, dem spontan 167 Mitglieder beitraten. In Eigeninitiative wurde zunächst das untere Stockwerk des "Steinernen Baues" im Areal der ehemaligen Kurmainzischen Amtskellerei als Museum eingerichtet und am 20. Juni 1915 eröffnet. 1929 kam das Obergeschoss des Gebäudes hinzu, kontinuierliche Museumsarbeit in den Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg führte zu einer steten Erweiterung der Ausstellungsfläche: 1978 wurde ein großer Ausstellungsraum in der Zehntscheune eröffnet, der zwischenzeitlich aber wieder aufgegeben wurde. 1986 wurden Ausstellungs- und Magazinräume im neu sanierten Trunzerhaus bezogen, und v. a. im ersten Obergeschoss in den ehemaligen Wohnräumen der Familie Kraus die Joseph Martin Kraus-Gedenkstätte mit Musiksammlung Vleugels eingerichtet. Seit 2005 kann der Verein das Belz’sche Haus für seine Verwaltungs-, Werkstatt- und Arbeitszwecke nutzen.

Das Bezirksmuseum Buchen wurde bereits in den 1920er Jahren als eines der bedeutendsten und reichhaltigsten Museen in Süddeutschland bezeichnet. Tatsächlich kann sich die Sammlung bis heute sehen lassen; sie wird durch Stiftungen und Ankäufe laufend weiter ergänzt. Die wichtigsten Sammlungsbereiche sind: Vor- und Frühgeschichte und Funde aus der Römerzeit; Mobiliar, v. a. Baier-Möbel; Handwerk und Zünfte; Hafnerei, Keramik, Porzellan und Glas; religiöse Volkskunst; Gemäde und Graphik, hier v. a. Hollerbacher Malerkolonie, Wilhelm Emelé, Wilhelm Schnarrenberger, Ludwig Schwerin, Anselm Kiefer und weitere

Buchener Künstler. Hinzu kommen die Sondersammlungen, nämlich das Fotoarchiv des ersten Buchener Fotografen Karl Weiß, die Geschwister - Kraus - Sammlung, die private Musiksammlung Vleugels mit Musikinstrumenten, seltenen und wertvollen Früh- und Erstausgaben und Werken von Künstlern des fränkischen Raumes, sowie die Volksliedsammlung Albert Brosch mit ihren ca. 13 000 Volksliedern und einer Vielzahl an Sagen, Märchen, Inschriften und Sprichwörtern. Von einem Mitglied des Museumsvereins wird die seit 1920 im Besitz der Stadt Buchen befindliche und seither stets weiter ausgebaute regionalgeschichtliche Bibliothek "Zwischen Neckar und Main" mit landeskundlicher Literatur zur Geschichte der Region betreut.

Bürgerschaftliches Engagement kennzeichnet noch heute die aktive Museumsarbeit. Ein Arbeitskreis und Aufsichtskreis kümmern sich um die Pflege und Betreuung der Sammlungen, um die Präsentation in den Dauerausstellungsräumen, um die Durchführung regelmäßiger Sonderausstellungen, um die Betreuung der Museumsbesucher während der Öffnungszeiten oder im Rahmen von Führungen für Gruppen und Schulklassen, aber auch um ein museumspädagogisches Angebot.

Überhaupt prägt der Verein Bezirksmuseum e. V. Buchen mit seinen derzeit knapp 500 Mitgliedern das kulturelle Leben der Stadt Buchen entscheidend mit: regelmäßige Sonderausstellungen, Vortrags- oder Konzertveranstaltungen zählen ebenso zum Arbeitsprogramm des Vereins wie seine Veröffentlichungen. Seit 1981 ist dies die in 3. Folge vierteljährlich herausgegebene Vereinszeitschrift "Der Wartturm", bereits seit 1920 die in unregelmäßiger Folge erscheinende Schriftenreihe mit dem Titel "Zwischen Neckar und Main - Heimatblätter des Vereins Bezirksmuseum e. V. Buchen".

„Geburtshilfe“ leistete der Verein Bezirksmuseum im Jahre 1982, als die Internationale Joseph Martin Kraus-Gesellschaft in Buchen gegründet wurde. Sie war das Ergebnis des Bemühens des Vereins um die Erforschung und Publikation der Werke des Komponisten Joseph Martin Kraus, eine Aufgabe, der sich der Verein bereits seit Ende der 70er Jahre durch die Ausrichtung von Symposien und anderen Veranstaltungen widmete. Dank einer intensiven Zusammenarbeit zwischen dem Verein Bezirksmuseum und der Kraus-Gesellschaft konnten in den Jahren 1994 bis 2005 jährlich mehrtägige Interpretationskurse „Historische Aufführungspraxis“ in den

Räumen des Museums durchgeführt werden, die insbesondere jungen Künstlern das Werk des Komponisten Kraus vermittelten.

Im Jahre 1996 hat sich der Verein Bezirksmuseum e. V. Buchen mit der Gründung der "Bürgerstiftung Bezirksmuseum Buchen" ein zweites Standbein bei der Finanzierung seiner vielfältigen Aufgabe geschaffen - auch dies eine echte Bürgerinitiative, denn etwa 30 Persönlichkeiten und Institutionen fanden sich als Stifter zusammen. Ein Startkapital von damals über DM 50.000,-- bildete die Basis für eine Stiftung, deren erklärtes Ziel die Förderung des Bezirksmuseums als „kulturelle Einrichtung der Buchener Bürgerschaft“ ist und die, um diese Aufgabe nachhaltig erfüllen zu können, noch weiter wachsen und gedeihen darf.

Wen wundert’s, wenn all diese Aktivitäten und das ehrenamtliche Engagement des Vereins Bezirksmuseum und seiner Mitglieder über die Stadtgrenzen Buchens hinaus Anerkennung erfahren: 1979 wurde der Verein seitens des Landes Baden-Württemberg als "Vorbildliche Kommunale Bürgeraktion" ausgezeichnet; der Arbeitskreis Heimatpflege Nordbaden/Regierungsbezirk Karlsruhe verlieh dem Verein 1990 einen Förderpreis im Wettbewerb "Vorbildliches Heimatmuseum". Besonders gewürdigt wurde bei dieser Auszeichnung die wissenschaftliche Arbeit des Vereins, die mit der Publikationstätigkeit und der Betreuung der Regionalgeschichtliche Bibliothek "Zwischen Neckar und Main" besondere Schwerpunkte setzt.

Seit wenigen Jahren wurde nun damit begonnen, im Hinblick auf das Vereinsjubiläum 2011 einige Sammlungsbereiche einer grundlegenden Umgestaltung und Neukonzeption zu unterziehen. Die neue Museumskonzeption arbeitet den Aspekt „Museum auf der Grenze“ heraus und verdeutlicht die unterschiedlichen geologischen, historischen und kulturellen Entwicklungen im Buntsandstein-Odenwald einerseits und im Muschelkalk-Bauland andererseits.