Königheim I

Text: Heimatverein „Brehmbachtal",
Burkard Gassenhauer

Sprecher: Helmut Berberich

Sprecherin: Friederike Kroitzsch

E wenn was vom Wej

Früher senn faschd alle Fläckli Ärde, auf dene sunschd nix gwogsche is, üm ganz Kennehe rüm mit Rääwe bepflanzt gwääe. Ob dr Wej von sällene Rutsche, wie mir soache, a wärgli zu dnnge woar, des waass mer nimmi.

Awwer mer waass gnau, dass scho dr Dichter Gööde gääre Wej aus'm Frängische gedrunge unn dodebei die beschde Ejfäll ghott hot - unn dass im 17./18. Joahrhunnert e Loaschd vom Kennemer in Frankfort verkaaft worde is.

Von Kennemer Hännler, die dort ihr Gschäft betriewe häwwe, is unner Wej fuderweisch* mit Gaüls-Fuhrwerk üwwer die Wejstroaß ins domooliche Ausland gschafft worde, was goar nid sou oafoch war, weil's halt schlächdi Wääch gäwwe hot unn Zoll zu bleche woar. Dorschdiche Räüwer hot's a no gääwe.

Die Kennemer häwwe in aldi Zeide wench­schdens 400 Hektar Wejert ghot. Wäche dr Rääblausch unn annere Krangede isses immer wencher worde. Noch'm Zwadde Weltkriech woare's koa zwanzich rne. Haüd senn's widder üm die oachzich.

Trotz Maschine hot dr Wejbauer immer no e schweri Ärwed. Deshallb wälle jungi Laüd aa nimmi sou wie die Vädcler nääwebei im Wejert schaffe.

Unn demdewääche wägschd uff de ganz steile Muschelkalch-Berch, wu früher oan Rääbstock nääwerm annere gschdanne ist, scho lang koan Traüwel me. Unn aa off'm Kercheberch, weller dem Kennemer Wej de Norne geit, häwwe sie scho viel Stögg rausgrisse.

Uugfähr 5000 Rääbschdögg stenn off'm Hektar. Von oam Schdougg kriecht mr haüzedaoch drei bis fünf Pfuund Traüwel. Des geit dann oanehalb bis zwaa Nullsiwwener-Flasche. Annerschdrüm gsoad: Oan Hektar brengt - je noachdem - sou fuffzich bis oachzich Hektoliter.

Hoffe mr emoal, dass Kennehe e Wejdorf bleit - unn mer de Kennemer Wej immer widder ejschenge könne. Wos mr jo a wärgli mache soll - weil: Scho dr alde Grieche Plutarch hot gwisst, dass der WeJ von allem, wos mr dringe konn de gröüschde Nutze hot unn von allne Arzneie an beschde schmaggd .

 

*) 1 Fuder= je nach Region und Zeit 800 und 1800 Liter

Ein bisschen was vom Wein

Früher sind fast alle Fleckchen Erde, auf denen sonst nichts gewachsen ist, um ganz Königheim herum mit Reben bepflanzt worden. Ob der Wein von dieser Rutsche (steiler Hang), wie mir sagen, auch wirklich zum Trinken war, das weiß man nicht mehr.

Aber man weiß genau, dass schon der Dichter Goethe gerne Wein aus dem Fränkischen getrunken und während dessen beste Einfälle gehabt hat – und dass im 17./18. Jahrhundert viel Königheimer Wein in Frankfurt verkauft worden ist.

Von Königheimer Händlern, die dort ihre Geschäft betrieben haben, ist unser Wein fuderweise mit Pferdefuhrwerken über die Weinstraße ins damalige Ausland geschafft worden, was gar nicht so einfach war, weil es einfach schlechte Wege gegeben hat und Zoll zu bezahlen war. Durstige Räuber hat es auch noch gegeben.

Die Königheimer haben in alten Zeiten wenigstens 400 Hektar Wingert gehabt. Wegen der Rebläuse und anderer Krankheiten ist es immer weniger geworden. Nach dem Zweiten Weltkrieg waren es keine zwanzig mehr. Heute sind es wieder um die achtzig.

Trotz moderner Maschinen hat der Weinbauer immer noch schwere Arbeit. Deshalb wollen junge Leute auch nicht mehr so wie die Väter nebenbei im Wingert arbeiten.

Und deswegen wachsen auf den ganz steilen Muschelkalk-Bergen, wo früher ein Rebstock neben dem anderen gestanden ist, schon lange keine Trauben mehr. Und auf dem Kirchberg, weil er dem Königheimer Wein den Namen gab, haben sie viele Stöcke heraus gerissen.

Ungefähr 5000 Rebstöcke stehen auf dem Hektar. Von einem Stock erntet man heutzutage drei bis fünf Pfund Trauben. Das gibt dann anderthalb bis zwei Nullsiebener-Flaschen. Andersherum gesagt: ein Hektar bringt – je nachdem – so fünfzig bis achtzig Hektoliter.

Hoffen wir mal, dass Königheim ein Weindorf bleibt – und wir den Königheimer Wein immer wieder einschenken können. Was man auch wirklich machen soll, denn: Schon der alte Grieche Plutarch hat gewusst, dass der Wein von allem, was man trinken kann, den größten Nutzen hat und von allen Arzneien am besten schmeckt.