Hainstadt
Richtig Döutsch
Text: Michael Henk
Sprecher: Michael Henk
Sprecherin: Friederike Kroitzsch
Richtig döütsch
Ich konn mi no gut an unser erschdi Grundschullehrerin erinnern. Die war net vun do, die war zugezooche. Ja und die hot sou ihr Nout ghabt mit uns,
vor allem mit unserer Schprooch.
Die zeicht uns Bilder un do säicht de Alex: „Des is´n Haasch!”
Do druf sie: „Ein was?!”
De Alex: „Ha, en Haasch, des sieht mer doch!”
„Ach, du meinst einen Hasen!”
Alex: „Sach ich doch, en Haasch. Un des is e Hoosche!”
Sie: „Eine was!?” - „Ä Hoosche!” - „Ach, du meinst eine Hose!”
Alex: „Saach ich doch, e Hoosche. Un des do is en Beesche!”
„Liebe Zeit, Kinder, an euren Dialekt muss ich mich noch gewöhnen!”, säicht se un ich denk mer scho domols als kleener Bützel, wie will die Fraa uns unnerrichte, wenn se gar net richtich Döütsch konn!
Gut, höit is mir klar, dass des für die Fraa gar net ganz eefach war. Manchi Sätz sen bei uns schwer zu verschtejn. Ä Beispiel vum gute alte Erwin Thoma, bekannter Humorischt aus Aalde: „Wenn die Leüt, wu vor de Kerch stejn all nei gejhn, no gejhnsch net all nei, aber wennsch net all nei gejhn, no gejhnsch all nei.”
Wenn mer grad bei de Kerch sen, ich überlech als emol, wo vun uns, also vum Heeschter Kirchturm aus gsehe, die annern Ortschafte laiche und wie mer do nofährt.
Also nach Dürn fährschd nüber. Vun de Kerch aus, vorbei am ehemaliche Löwe, am Schwesternhaus mi´m Kinnergaarde un am Friedhouf die Dürmer Strooß naus, am Säubauer vorbei uff die alt B27 un übers Hübbele. Nüber halt uff Dürn.
Nach Buche fährschd nab. Vorbei am Bild un em ehemaliche Schuhballes un dann halt nab uff Buche.
Nach Homboch fährscht naus, am Bild rechts, vorbei am Göülschkaschde, unner de Booschiene durch und am Waldschpielplatz vorbei, durch de Waald nach Homboch naus.
Un Hettje lait geografisch dübbe. Ähnlich wie nach Dürn fährt mer do nüber nach Hettje.
Is net eefach zu erklärn, woröm des sou is. Vielleicht könnt´s mei Grundschullehrerin mittlerweile erklärn, jetz ische jo scho e paar Johr do.
Aber egal wie die Richtung is, in die, wu´d fährschd, vun unserm Kirchturm aus gsehe, is Heescht irgendwie immer de Middelpunkt.
Richtig deutsch
Ich kann mich noch gut an unsere erste Grundschullehrerin erinnern. Die war nicht von hier, die war zugezogen. Und sie hat ihre liebe Not gehabt mit uns, vor allem mit unserer Sprache.
Sie zeigt uns Bilder und da sagt Alex: „Das ist ein Hase!“ Darauf entgegnet sie: „Ein was?“ Alex wiederholt: „Ein Hase, das sieht man doch!“
„Ach, du meinst einen Hasen!“ Alex: „Sag ich doch, einen Hasen. Und das ist eine Hose!“
Sie: „Eine was?“ - „Eine Hose!“ - „Ach, Du meinst eine Hose!“ Alex: „Sag ich doch, eine Hose. Und das dort ist ein Besen!“
„Liebe Zeit, Kinder, an euren Dialekt muss ich mich noch gewöhnen!“, sagt sie und ich denke mir schon damals als kleiner Bub, wie diese Frau uns wohl unterrichten will, wenn sie noch nicht einmal richtiges Deutsch kann!
Gut, heute ist mir klar, dass das für diese Frau nicht ganz einfach war. Manche Sätze sind bei uns schwer zu verstehen. Ein Beispiel vom guten alten Erwin Thoma, bekannter Humorist aus Altheim: „Wenn die Leute, die vor der Kirche stehen, alle hinein gehen würden, dann passen sie nicht alle rein, aber wenn sie nicht alle hinein gehen, so passen sie alle rein.“
Wenn wir gerade beim Thema Kirche sind. Ich überlege mir als manchmal, wo von uns aus gesehen, also vom Hainstädter Kirchturm aus, die anderen Ortschaften liegen und wie man zu denen hinfährt. Also nach Walldürn fährt man „nüber“. Von der Kirche aus, vorbei am ehemaligen Löwe, am Schwesternhaus mit Kindergarten und am Friedhof die Walldürner Straße „naus“, am „Säubauer“ vorbei auf die alte B27 und übers „Hübbele“. „Nüber“ einfach „auf Dürn“.
Nach Buchen fährt man „nab“. Vorbei am Bild und am ehemaligen Schuhballes, und dann einfach „nab auf Buche“.
Nach Hornbach fährt man „naus“, am Bild rechts, vorbei am „Göülschkaschde“, unter der Bahnschiene durch und am Waldspielplatz vorbei, durch den Wald nach Hornbach „naus“.
Und Hettingen liegt geografisch „dübbe“. Ähnlich wie nach Walldürn fährt man also „nüber“ nach Hettingen.
Es ist nicht einfach zu erklären, warum dies so ist. Vielleicht könnte es meine Grundschullehrerin mittlerweile erklären, jetzt ist sie ja schon ein paar Jahre hier. Aber egal wie die Richtung ist, in die man fährt, von unserem Kirchturm aus betrachtet, ist Hainstadt irgendwie immer der Mittelpunkt.