Aus der Erd …

Die Hafner des Hinteren Odenwaldes

Hafnerware

Das Bezirksmuseum Buchen ist seit Ende November 2012 um zahlreiche, wertvolle und sehenswerte Schätze reicher. Vorsitzender Dr. Wolfgang Hauck eröffnete im Beisein vieler Museumsfreunde im Großen Saal des Steinernen Baus die Dauerausstellung „Aus der Erd...- Die Hafner des Hinteren Odenwaldes“, die nun im Erdgeschoss des Trunzerhauses den Besuchern die Vielfalt der Keramik offenbart.

„Aus der Erd...- Die Hafner des Hinteren Odenwaldes“ ist die vollständig überarbeite und völlig neu inszenierte Keramiksammlung, die über viele Jahre in der Galerie der Zehntscheune gezeigt wurde. Bei der Auswahl der Ausstellungsstücke habe man sich etwas beschränkt.“ Diese Feststellung schickte Vorsitzender Dr. Wolfgang Hauck seinen Ausführungen voraus, um sodann an Hand einer Bildschirmpräsentation auf die keramischen Rohstoffe, die Röttone, die an der Grenze zwischen dem Odenwald und dem Bauland lagern, hinzuweisen und sodann die vielfältigen Schätze der neu konzipierten Ausstellung zu zeigen und zu erläutern. „Keramik ist aus Erd gemacht und so hält sie sich über lange Zeiträume“, so Dr. Wolfgang Hauck.
Die ältesten Ausstellungsstücke sind die so genannten Krausen. Dabei handelt es sich um Trinkbecher aus der Zeit von 1200 bis 1525. Gefertigt wurden sie in der Region des Hinteren Odenwaldes, da sich hier Rohstoffe dafür fanden.

Die Hafner mussten sich, wie Dr. Hauck weiter darlegte, immer den veränderten Bedürfnissen anpassen. So haben sie neben der Herstellungvon Gebrauchskeramik für die ländliche Bevölkerung in der Zeit von ca. 1800 bis Mitte des 19. Jahrhunderts kunsthandwerklich betätigt und „Spruchschüsseln“ geschaffen. Diese bemalten Platten holten die Bauernfamilien besonders an Festen und Festlichkeiten hervor. Diese Sammlung des Bezirksmuseum Buchden ist besonders bemerkenswert. Sie umfasst gut zwei Drittel der bis heute bekannten Stücke dieser Gattung.

Lange Zeit hätten die Hafner ihr Auskommen bestreiten können, da die Produkte der Konkurrenz sehr teuer gewesen waren und deshalb auch nicht für den Alltagsgebrauch verwendet worden seien. Erst das preiswerte Steingut habe dann die Hafnerei ernsthaft bedroht.

Einen Aufschwung habe das Hafnerwesen im Hinteren Odenwald noch einmal durch Eduard Müller erhalten, der 1895 aus dem traditionsreichen Hafnerort Eppertshausen nach Buchen gekommen war und an der Stadtgrenze im Mühltal seinen Betrieb gründete. Später, nach der Aufagbe des Betriebes, hat er das Anwesen an Karl Tschamber verkauft. Beide haben auch gut zusammengearbeitet, denn Müller konnte gut drehen und brennen und Tschamber hatte einen malerische Begabung.

Der letzte Buchener Hafner, Wilhelm Fertig, übernahm den Betrieb seines Vaters und führte diesen bis zu seinem Rentenalter 1956. Er beschäftigte sogar zwei Gesellen und brachte es zu einem gewissen Wohlstand.

Der Dank des Vorsitzenden Dr. Wolfgang Hauck galt sodann allen Beteiligten, der Frauenakademie bei der VHS, den Firmen und Sponsoren sowie allen Aktiven beim Museumsverein mit Sammlungsleiterin Johanna Flüge an der Spitze, für ihre konstruktive Mitarbeit bei der Zusammenstellung der Ausstellung.

Die vier keramischen Gattungen, die die Ausstellung ergänzen, erläuterte Vorstandsmitglied Sibylle Ostien. Das Steinzeug, eine ebenfalls sehr alte Keramikart, war stoßunempfindlich, hart, Säure abweisend, widerstandsfähig und wasserundurchlässig und ergänzte damit die irdene Gebrauchskeramik. Ihr Rohstoff, ein sehr aluminiumhaltiger Ton, der diese Eigenschaften aufweist, findet sich aber nicht hier in der Region, sondern z. B. im Westerwald.

Das Porzellan, erfunden in China im 7. Jahrhundert nach Christus, war in Europa heiß begehrt, jedoch sehr teuer. Im 18. Jahrhundert fand der "Goldmacher" Böttger das streng gehütete Geheimnis der Herstellung. So konnte am 23. Januar 1710 vom Kurfürsten August von Sachsen die Gründung der „Königlich-Polnischen und Kurfürstlich-Sächsischen Porzellan-Manufaktur“ erfolgen.

Porzellan ist die feinste und auch in der Herstellung aufwändigste Keramik, die es gibt, und besitzt die herausragenden Eigenschaften wie Wasserfestigkeit, Lichtundurchlässigkeit, ist geschmacksneutral sowie säure- und hitzebeständig.

Die Bemühungen zuvor, Porzellan zu imitieren, habe zunächst die Gattung Fayence hervorgebracht. Dabei handelt es sich um Irdenware mit porösen Scherben, die mit einer Blei-Zinn-Glasur bezogen und dadurch wasserundurchlässig wird. Der langwierige und komplizierte Produktionshergang brachte hohe Herstellungskosten und viele Manufakturen existierten deshalb nur kurze Zeit. Auch Kurfürst Karl-Theodor von der Pfalz gründete eine Fayence-Manufaktur in Mosbach, um in den entfernten Winkel seines Landes Arbeit und Wohlstand zu bringen.

Steingut, die jüngste Keramikart, ist wie Sibylle Ostien letztlich ausführte, dauerhaft, leicht, dünnwandig und kostengünstig. Gegenstände aus Steingut werden gegossen und zweimal bei hoher Temperatur gebrannt. Nach dem ersten Brand werden sie bemalt oder bedruckt.

Nach dieser lehrreichen Einführung in die Dauerstellung "Aus der Erd.....-Die Hafner des Hinteren Odenwaldes" begaben sich die Besucher ins Trunzerhaus, um die sehenswerte und an Schätzen reiche Keramikausstellung zu besichtigen und deren Schönheit und Vielfalt auf sich wirken zu lassen.

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